Schloss
Neuschwanstein
Schloss bei Schwangau im Ostallgäu (Bayern). Es ist das architektonisch
spektakulärste der drei großen Königsschlösser, die der „Märchenkönig"
Ludwig II. von Bayern errichten ließ. Das über einem hohen Fels über
die Pöllatschlucht in der Nähe von Füssen aufragende Neuschwanstein bildet
mit seiner imposanten Optik und den zahlreichen Türmen und Spitzen den
Inbegriff eines mittelalterlichen Märchenschlosses, wobei es sich bloß um
ein phantasievolles architektonisches Zitat handelt (so dass eine nicht minder
berühmte neuzeitliche Kopie davon in Disneyland, Florida, entstand). Die aus
hellgrauem Granit im historisierend-neuromantischen Stil erbaute Anlage wurde
1868 in Auftrag gegeben. Ihre Fertigstellung dauerte fast zwanzig Jahre. Die
immensen Baukosten für Neuschwanstein und die anderen Schlösser (
Herrenchiemsee,
Linderhof) kosteten das Königreich Bayern die politische Unabhängigkeit, die
der von schweren psychischen Störungen heimgesuchte Ludwig gegen finanzielle
Unterstützung aus Preußen (siehe Bismarck) eingetauscht hatte.
Mit
dem Bau begann man 1869 nach einem Entwurf des Bühnenmalers Christoph Jank
und nach Plänen des Architekten Eduard Riedel. Die Räume im dritten
Stockwerk zeigen Ludwigs Vorliebe für die von seinem Freund Richard Wagner in
dessen Opern verwendeten Motive: An Tannhäuser orientieren sich der
Wintergarten und eine Tropfsteingrotte, dem Bühnenbild aus Lohengrin ist ein
großer, im byzantinischen Stil gehaltener Thronsaal nachempfunden, dessen
Gewölbedecke von Porphyrsäulen getragen wird und mit Sternen verziert ist.
Der Sängersaal mit einer Kassettendecke im vierten Stockwerk nimmt Bezug auf
Parsifal. Das Schloss blieb bis 1886, dem Todesjahr Ludwigs, unvollendet.
Heute ist es ein beliebter Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt.