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Die Geschichte von Sendling
(jetzt ein Stadtteil von München)

1618 - 1648: 30jähriger Krieg

Es ging den Sendlingern nicht besser als den anderen Landbewohnern. Von den eigenen und den fremden Truppen ausgeplündert und abgeschlachtet, von der Pest dezimiert, von der Angst hinter den Schutz der Münchner Stadtmauern vertrieben, werden nicht viele Menschen in Sendling geblieben sein. Nach 1648 hat sich das Dorf wohl ebenso bald wieder erholt.

1632 waren die Schweden in München. Und in Sendling. Sie werden in Sendling gemacht haben, was alle Heere damals in den Bauerndörfern gemacht haben. Sie haben geraubt, was zu rauben da war. Und da ihr König den überraschenden Beschluss gefasst hatte, München nicht plündern und zerstören zu lassen, konnten sie wenigstens das auf dem Land geraubte Gut dort noch in handlichere Formen umsetzen.

Westenrieder: "Aus ihrem Lager vor dem Neuhauser Tor brachten die Schweden viel zum Verkauf in die Stadt: Tische, Bretter, Bänke, eine Menge Rosse, Rinder, Schweine, Leinwand, zinnerne Schüsseln und Kandeln, ganze Bauernwagen, Schlösser, Türbänder, Mäntel, Weiberröcke, Betten und mehr dergleichen ..."

1638: Der Abt von Benediktbeuren schreibt in sein Tagebuch beim Verkauf Untersendlinger Güter. "dass etliche besagte, unserem Gotteshaus angehörige Höf und Güter verschiedene Jahre her, durch vorübergegangenes höchst leidiges Kriegswesen, sowohl von Freunds- als auch von Feindsvolk überverderbt und aufs äußerste ruiniert und teilweise gar abgebrannt worden."

Nach 1648 gibt es in Sendling eine ortsansässige Adelsherrschaft - "gnädige" und "gestrenge" Herren, vor denen die Bauern die Kappen und Mützen vom Kopf zu reißen haben (schreibt Bauer). Diese Herren waren Aufsteiger, die die Gunst der Stunde nutzten, sich die stadtnahen verwahrlosten Höfe billig kauften und dann - als Grundbesitzer - beim Kurfürsten um das Adelsdiplom nachsuchten. In Sendling und anderswo hielten sie sich kleine Schlösschen mit angeschlossenem Ökonomiebetrieb.

Beispiel: der Löwenhof (dort, wo heute das Harras-Nordeck steht). 1837 kaufte sich den abgebrannten Hof ein Münchner Bürger. 1698 erwarb das Gut ein geadelter kurfürstlicher Kammerdiener und errichtete nahebei ein kleines Schloss. Für das kleine Gut bekam er die Niedergerichtsbarkeit - er durfte unbotmäßige Bauern züchtigen.

Zweites Beispiel: Der Castellhof in Mittersendling. Einst ein Bauernhof, nun ein kleiner Rittersitz, der unter Karl Theodor (nach 1777) an die Reichsfreiherrn von Castell gelangte (die Familie wurde später berühmt durch ihre Bleistifte)

Drittes Beispiel: Der Gutshof Neuhofen. 1697 baute ein geadelter kurfürstlicher Geheimrat dort ein schönes Schlösschen mit gepflegtem Garten. Später betrieben die Freiherrn von Zech dort eine Wirtschaft, die noch lange danach florierte.

1689: Waren auch Sendlinger unter Max Emanuels Soldaten, die vor Wien die Türken entscheidend zurückgeschlagen haben?

Das 17. Jahrhundert

1704 verlor Max Emanuel die Schlacht von Höchstädt - und mit ihr Bayern. Die Österreicher besetzten das Kurfürstentum und plünderten es ordentlich aus, zwangsrekrutierten viele junge Männer für den Kriegsdienst, dabei unterstützt von der willfährigen bayerischen Beamtenschaft.

1705: Das große, tragische Ereignis, für das Sendling berühmt geworden ist: die "Sendlinger Bauernschlacht" oder "Sendlinger Mordweihnacht".



1705: Hauptsächlich in Niederbayern, aber auch in der Oberpfalz und im Oberland kam es zu vereinzelten Aufständen von Landvolk - ohne Unterstützung von Klerus und Adel, kaum gefördert von Stadtbürgern. Man sah den Aufruhr eher als eine Gefahr für die oberen Schichten.

Die Landfahnen des Oberlands - die bäuerlichen Milizen - sammelten sich am                  22. Dezember in Schäftlarn. Planlos und ungeordnet marschierte man auf München los. Am Weihnachtstag eroberte man den Roten Turm, kam aber nicht nach München hinein. Die Kavallerie des General Kriechbaums und die in München stationierten Truppen Wendts umzingelten die Bauern, die sich kaum wehrten, obwohl sie in der Überzahl waren. Gegen die reguläre Armee hatten sie nicht den Nerv, nicht die Führung, nicht die Konzeption für einen Kampf. Man ergab sich - und wurde zum großen Teil niedergemetzelt. Über 1000 Opfer sind aktenkundig, es können aber auch viel mehr Tote gewesen sein.

Sendling wurde nebenbei geplündert. Wenige Wochen später, bei Aidenbach, ereilte das Bauernheer des Unterlands das gleiche Schicksal.

1711: Die neue Sendlinger Kirche wird auf den Ruinen der alten, 1705 zerstörten Kirche gebaut: St. Margret. Barock. Das romantische Fresko von Lindenschmit kommt erst 150 Jahre später hinzu.

1715: Schloss Fürstenried wird gebaut. Wenn die edle Münchner Hofgesellschaft dorthin zur Jagd oder zum Würmsee fährt, leisten Sendlinger Bauern Vorspanndienste. vor allem helfen sie den Wagen den recht steilen Sendlinger Berg (Lindwurmberg) hinauf.

1772/74: Es gibt einen heftigen Streit um die Sendlinger Pfarrkirchenrechte. Was ist die Mutterkirche Sendlings - die Marienkirche von Thalkirchen oder St. Margret in Untersendling? Man stellt damals fest: Im Mittelalter war die Thalkirchner Marienkirche von Thalkirchen. Unangenehm für Sendling. Im 19. Jahrhundert wird das pragmatisch revidiert und St. Margret wird Pfarrkirche, die ältere Kirche Thalkirchen als Filialkirche untergeordnet.

Das 18. Jahrhundert

Sendling als Gemeinde der Stadt München

1818: Unter dem radikalen Reformer Montgelas werden politische Gemeinden gebildet - Untersendling wird eine davon: Altsendling, aber auch Mittersendling, Neuhofen, Sendlinger Heide (heute Theresienwiese und westlich davon) gehörten dazu.

Aber München wuchs und fraß sich Stück für Stück südwärts. Der Großteil der Sendinger Heide und das Gelände entlang der Isar wurden Teile von München.

1856: Das einstige Schloss am Löwenhof wurde zertrümmert, einen Rest erwirbt Robert Harras und errichtet dort ein Café mit Gartenwirtschaft, das sich als beliebter Ausflugsort für die Münchner erwies. (1903 verschwand auch dieser Rest.)


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